****** Mit den beiden Alben Night Moves und Strangers In Town stieg Bob Seger nach vielen mageren Jahren in die Elite der amerikanischen Rockstars auf. Und auch in Europa interessierte man sich für ihn. Gerade bei den Leuten, die mit dem damals alles beherrschenden Discosound und dem Punk und New Wave nicht viel anfangen konnten, fand er ein dankbares Publikum. So gelang ihm z.B. im Frühherbst 1978 in Deutschland mit Still The Same ein respektabler Hit (Platz 30) und sein grandioses Weve Got Tonight kam im Februar 1979 in die englischen Top 30.<br>Wie es sich für einen echten Star jener Zeit gehörte, ließ sich auch Bob Seger für ein neues Album viel Zeit. Fast zwei Jahre waren seit seinem letzten Werk Strangers In Town vergangen, als er 1980 sein zwölftes Werk Against The Wind veröffentlichte. Allerdings hatten Bob und seine Mannen während dieser langen Zeit nicht auf der faulen Haut gelegen, sondern waren in den Jahren 1978/79 auf ausgedehnten Konzertreisen.<br>Als erstes sticht einem das phantastische Cover vom Zeichner Jim Warren in die Augen. Sechs Pferde galoppieren durch ein flaches Gewässer und verbreiten beim Anblick sofort eine Atmosphäre von Abenteuer und Freiheit. Wäre als Interpreten nicht Bob Seger & The Silver Bullet Band angegeben, so könnte man meinen, bei Against The Wind handelte es sich um das Album aus C&W-Bereich. Wer diese Musik erwartet, wird bitter enttäuscht, auch wenn es hier und da mal einen kleinen Spritzer dieser Musik gibt. Statt dessen gibt es die von Bob gewohnte Mischung aus kernigem Rock (Mainstream) und hinreißenden Balladen. Musikalisch ist das alles sehr konservativ gehalten, musikalische Experimente oder die Anpassung an musikalische Trends sucht man vergebens. Aber genau das ist es, was den Bob Seger auszeichnet, was ihn letzten Endes so ehrlich macht, und zwar das er das spielt, was er am besten kann, und zwar richtig gute Musik. Wer die Rockmusik der späten 60er- und 70er Jahre mag, der wird mit Against The Wind bestens bedient. Wie zum Beispiel in den Singleauskopplungen Fire Lake, Against The Wind, Youll Accompny Me und The Horizontal Bop. Fire Lake (mit Don Henly, Glenn Frey und Timothy Schmitt von den Eagles als Backgroundchor) und Against The Wind gehören mit zum Besten, was Bob je eingespielt hat. Diese Stücke machen mehr als deutlich, wo seine Stärken liegen, denn als Autor und Interpret von sanften Liedern ist er so gut wie kaum ein anderer, halt eine Klasse für sich. Die schnelleren, rockigen Stück wissen auch zu überzeugen, verblassen aber gegen den gemäßigten Bob deutlich. So wird man sich auf Against The Wind Youll Accompny Me, Against the Wind, Fire Lake und Shinin Brightly wesentlich häufiger anhören wie den Rest (The Horinzontal Bop, Her Strut, No Mans Land, Long Twin Silver Line, Good For Me und Betty Lous Gettin Out Tonight). Dabei bieten auch diese Stück exzellent gespielte Musik mit allerlei Feinheiten.<br>Against The Wind ist für all die, die den diversen Strömungen der Rockmusik der späten 70er Jahre nicht viel abgewinnen können und statt dessen auf vertraute Klänge setzen, die ideale Eintrittskarte in die Welt der Rockmusik der beginnenden 80er Jahre. Kurzum, Against The Wind ist ein Album wie aus einem Guß, an dem es so gut wie nichts auszusetzen gibt. |