****** "Art Angels" - eine Platte mit "Album des Jahres"-Potential. Mit Sicherheit aber das ungewöhnlichste, knackigste, kreativste, eigenständigste und abwechslungsreichste Popalbum, das mir 2015 bislang zu Ohren gekommen ist.
Schon das wunderbare Intro lässt aufhorchen und man sucht vergeblich nach Vergleichen, doch "Laughing And Not Being Normal" klingt doch zu anders als alles, was man sonst so hört. Aber die Kanadierin Grimes, die in Wirklichkeit Claire Boucher heißt, lässt es dann erst mal wieder langsamer angehen und präsentiert mit "California" einen poppigen Song. Anfangs kam er mir im Albumkontext fast trivial vor, aber inzwischen mag ich ihn mehr und mehr. Denn anstatt, wie befürchtet, schnell abgenutzt zu werden, wachsen die Electrobeats mit wiederholten Hören zum absoluten Genuss heran. Wir verweilen aber nicht lange in diesen Popgefielden, denn mit "Scream" folgt die sicherlich gewöhnungsbedürfigste Nummer des Albums. Zu einem bedrohlich wirkenden Beat rappt eine asiatische Künstlerin. Nach anfänglicher Skepsis finde ich das Stück nun irgendwie klasse.
"Flesh Without Blood" stellt nun das erste ganz große Album-Highlight dar und ist für mich das Idealbeispiel dafür, wie Pop 2015 klingen sollte. Das trifft auch auf spätere Knaller wie "Kill v. Maim", "Pin", "Realiti" (hat "Song des Jahres"-Potential) und "World Princess Part II" zu.
Neben diesen Synthpop-Perlen entzückt mich Grimes aber insbesondere auch mit der HipHop-Nummer "Venus Fly" mit Janelle Monae, einer der perfektesten Uptempo-Songs des Jahres. Da steckt Energie ohne Ende drin. Bei anderen Tracks des Albums wiederum bilde ich mir ein, Madonna zu ihren besten Zeiten ("Ray Of Light", "Music") herauszuhören, wie etwa im Titeltrack "Art Angels" oder auch im Interlude "Life In The Vivid Dream".
"Art Angels" ist ein nahezu perfektes Album ohne einen einzigen schlechten oder auch nur mittelmäßigen Song. Im Alleingang hat Claire Boucher hier Knaller an Knaller gereiht und ein experimentelles Pop-Meisterwerk der Extraklasse produziert. 6+
Highlights: Track 1 bis 14 |