****** Ende der 60er Jahre schien in der Rockmusik nichts unmöglich. Einer der vielen Spielarten nannte sich damals Classic-Rock. Ganz mutige kreative Köpfe ersannen die Rockoper. Einige Projekte wurde begonnen, aber nicht vollendet wie z.B. The Teenage Opera. Eine der ersten Rockopern war Tommy von The Who, die sureale Geschichte des blinden, tauben und stummen Tommy, der zum Flipperkönig aufsteigt. Bei Liebhabern und Puristen der klassischen Musik und der Oper stießen solche Werke selbstverständlich auf Kopfschütteln und vehemente Ablehnung. Vorsichtshalber zog sich diese Klientel lieber eine Oper von Wolfgang Amadeus Mozart oder Richard Wagner rein, denn die Namen des Komponisten von Tommy, Pete Townshend, und seiner Gruppe The Who waren ihnen doch äußerst suspekt (falls sie mit diesen Name überhaupt etwas anfangen konnten). Eine weitere Rockoper war 1970 Jesus Christ Superstar von dem damals unbekannten Komponisten Andrew Lloyd Webber und dem Texter Tim Rice. Sie packten die biblische Ostergeschichte in ein musikalisch äußerst attraktives Gewand. Und dieses erste Großprojekt von Andrew Lloyd Webber ist sein musikalisch vielfältigstes überhaupt, denn Jesus Christ Superstar beeindruckt durch ein musikalisch abwechslungsreiches Programm aus Rock, Blues, Gospel, Balladen und Ragtime. Nicht nur die Musik ist beeindruckend, auch die Besetzung: u.a. Ian Gillan von Deep Purple als Jesus, der Schauspieler und Sänger Murray Head als Judas, Yvonne Elliman als Maria Magdalena, Mike dAbo als König Herodes, Paul Raven (der als Gary Glitter ab 1972 die Charts aufmischte) als Priester. Ähnlich wie Tommy von The Who stieß auch Jesus Christ Superstar in konservativen Kreisen auf wenig Gegenliebe. Freunde der klassischen Oper mieden das Werk aus Prinzip in konservativen Kirchenkreisen entrüstete man sich über die Tatsache, daß Jesus für kommerzielle Zwecke herhalten mußte und eher wie Hippie als wie der Heiland dargestellt wurde. Was beide Lager in ihrer Blindheit übersahen war, daß es sich hier um ein zeitgenössisches Stück Musik handelte und das alle an diesem Projekt Beteiligten mit äußerster Ernsthaftigkeit und Fingerspitzengefühl agierten. So wurde z.B. einem jungen Publikum, welches dem Religionsunterricht in den Schulen eher desinteressiert folgte, die biblische Ostergeschichte äußerst feinfühlig zugeführt. Jesus Christ Superstar wurde ein großer Erfolg und warf mit Superstar, I Dont Know How To Love Him und Everthyings Alright auch drei Singlehits ab. Der Regisseur Norman Jewison verfilmte Jesus Christ Superstar 1973 adäquat. Für ihr nächstes Werk Evita ließen sich Andrew Lloyd Webber und Tim Rice fast 6 Jahre Zeit. zwischendurch schrieb Andrew Lloyd Webber 1974 die Musik für den Film Die Akte O.D.E.S.S.A.. <br> |